Die Lebensweise des Hirschkäfers / Der Lebenszyklus des Hirschkäfers

Foto: Werner Schiller, Damme
Foto: Werner Schiller, Damme

Kampf der Männchen und Paarung

Die Aktivität des Hirschkäfers (Imagines) fällt in Deutschland in den Sommer. Die Monate Juni und Juli sind die Kernzeit. Je nach Witterung kann man ihn schon Anfang Mai entdecken. Nachzügler und die langlebigeren Weibchen findet man sogar auch noch im August.

Die Männchen schlüpfen, da ihre Puppenwiege nicht ganz so tief liegt und daher schneller erwärmt wird als die der Weibchen, etwa eine Woche früher.

Die Männchen begeben sich sofort an die Saftmale und versuchen dort, Spechte und andere  Räuber mit ihren mächtigen Geweihzangen zu vertreiben. Nach einer Woche kommen dann die Weibchen hervor und begeben sich an diese Saftmale.

Hier findet auch die Werbung statt. Treffen zwei oder mehr Männchen aufeinander, versuchen sie sich gegenseitig mit ihren Geweihzangen auszuhebeln und vom Baum zu werfen. Nicht selten fügen sie sich tödliche Verletzungen zu. Bei diesem Kampf entwickeln sie beachtliche Kräfte und können ein 100faches ihres Gewichtes bewegen.

Die Paarung erfolgt auch am Saftmal. Hierbei sitzt das Männchen über dem Weibchen.

Die Männchen benutzen ihre mächtigen Kiefer, um sich am Weibchen festzuhalten und verharren so bis zu drei Tagen.

Sie paaren sich immer wieder und nehmen vom Saftmal auf. 

Das über dem Weibchen sitzende Männchen dient als Schutz vor Fressfeinden. Oft werden die Männchen in ihrer Rauschphase unachtsam und werden als erstes gefressen.

Die Weibchen lassen sich in der Regel fallen und überleben in der Regel. Die Mortalität der Männchen  durch Fressfeinde ist unweit höher als die der Weibchen. Weitere Verluste sind zu verzeichnen, wenn die Eichensäfte zu gären beginnen. Auf Grund des Alkohols verlieren die Hirschkäfer dann ihre Reaktionsfähigkeit und fallen den Fressfeinden ebenfalls zum Opfer.

Wildschweine, Dachse, Igel und Waldspitzmäuse erbeuten gerne Larven und Puppen.

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Werner Schiller, Damme
Foto: Werner Schiller, Damme

Eiablage und Larvenstadium 

Nach beendeter Paarung entfernen sich die Weibchen vom Saftmal und begeben sich zu den Brutbäumen. Die Suche nach Brutsubstrat ist für die Weibchen sehr Kraft zehrend. Es wird daher meist der Baum aufgesucht, der die eigene Geburtsstätte war.

Brutholz, das mehr als 2.000 m vom Saftmal entfernt ist, wird daher kaum angenommen.

Sobald das Weibchen die Brutstätte erreicht hat, gräbt es sich ca. 30 bis 50 cm, maximal 100 cm tief in den Boden ein und legt bis zu vierzehn Eier ab.

Das etwa 8 Wochen dauernde Leben ist durch den Zyklus aus Nahrungsaufnahme, Paarung, Brutholzsuche und Eiablage geprägt. Fast 70 % dieser Zeit benötigt das Weibchen für die Suche des passenden Substrates.

Nur noch 50 % der Weibchen schaffen eine zweite  und nur ganz wenige eine dritte Eiablage. Oft kommt es überhaupt nicht zur Eiablage, weil das Weibchen kein geeignetes Brutmaterial findet und mit den Eiern im Abdomen an Entkräftung und Legenot stirbt und die Eier verschimmeln.

Larvenstadien

Kurz nach der Eiablage misst das Ei etwa 2 mm im Durchmesser. Binnen 20 Tagen schwillt es auf Erbsengröße an.

Die geschlüpfte Larve ernährt sich dann von feuchtem, morschem Holz. Dabei benötigt die Larve etwa 250 cm³ Nahrungssubstrat pro Monat.

Hirschkäferlarven durchleben 3 Stadien, um am Ende 100-120 mm groß zu werden. Die gesamte Entwicklungsdauer beträgt 5 - 6 Jahre.

In dieser Zeit erreicht die Larve eine Größe von über 10 cm!
Verpuppung - Metamorphose

Zur Verpuppung verlässt die Larve das Holz und gräbt sich in den Boden ein. Sie fertigt aus Erde und Mulm einen faustgroßen Kokon (Puppenwiege).

Der Käfer schlüpft bereits im Oktober, verbleibt aber im Kokon, da der Chitinpanzer erst einmal aushärten muss.

Dann geht es in die Überwinterung. Der Käfer verbleibt im Puppenkokon. Im folgenden Sommer beginnt der Zyklus neu.